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2013 - Belogradtschik / Bulgarien

Reise- und Vereinsberichte

...das andere Meteora

Auf Empfehlung von Steffen, Pille und Roman führte uns die Vereinsfahrt im September 2013 nach Bulgarien. Belogradtschik ist ein sehr unberührtes Klettergebiet mit interessanter Umgebung.

Man fühlt sich in vergangene DDR-Zeiten zurückversetzt, seit der Wende ist hier offensichtlich nichts mehr passiert. Der marode Zustand der Häuser, Straßen und Wege spricht für sich. Der Geldmangel ist überall zu spüren, auch bei den Menschen.

Die Felsen wecken Erinnerungen an Meteora oder Montserrat. Allerdings sind die existierenden Routen noch nicht so „abgeklettert" und daher häufig mit lockeren Steinen, Flechten und Moos garniert.

Das ist schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig und erfordert große Aufmerksamkeit beim Klettern. Viele Gipfel sind noch unbestiegenen und ein riesiges Potenzial an möglichen Erstbegehungen regt das Klettergemüt an.
Das Areal befindet sich noch oder schon wieder im „Tourismus-Schlaf". Ruhe und Besinnlichkeit beim Klettern sind hier garantiert. Die Zugänge zu den Gipfeln und/oder Wegen muss man sich meistens erst durch Unterholz und Brombeerranken erarbeiten. Der Kletterführer, das wenig vorhandene Kartenmaterial und die kaum erkennbaren Trampelpfade sind nicht immer hilfreich. Trotz allem oder gerade deswegen ist es eine tolle Gegend mit Natur pur.


Belogradtschik erreicht man auf verschiedenen Wegen. Wir hatten uns für Auto und Flugzeug entschieden.

Von den ursprünglich 12 Interessenten blieben nur noch acht übrig, die sich am 18.9. und 19.09.2013 auf den Weg machten.
Steffen, Pille und Roman, Micha und Martin kamen nach 16- bzw. 18-stündiger Autofahrt durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien ohne größere Probleme, aber etwas erschöpft, in der ausgesuchten Unterkunft an.

Steini, Hans und ich flogen von Schönefeld nach Sofia, um von dort mit einem Leihwagen das ca. 180 Kilometer entfernte Klettergebiet zu ereichen.

Sofia hat ein altes Flughafengebäude (Terminal 1), in dem wir ankamen, und ein neues (Terminal 2), wo die Leihwagen vermietet werden.
Weil nicht erkennbar war, ob und wann ein Shuttle zwischen den Terminals verkehrt, nahmen wir uns ein Taxi. Nach einer gründlichen Kontrolle des Mietwagens, setzte sich Steini hinters Steuer und schaltete das mitgebrachte Navi ein. Während er mit den Tücken des Autos kämpfte, konnten Hans und ich Eindrücke sammeln.

Nach ungefähr drei Stunden Fahrt durch manchmal recht einsame, verlassene und verwahrloste Gegenden und Ortschaften, zeigten sich die ersten Felsen und ließen Vorfreude aufkommen. Das Navi führte uns direkt vor die Tür unserer Unterkunft namens GETO, am Rande von Belogradtschik. Der Name betraf nicht die Räumlichkeiten, die entsprachen wirklich allen Erwartungen. Aber das etwas entfernte Umfeld konnte man schon mit dem Namen in Verbindung bringen, wie wir auch gleich in den ersten Tagen zu spüren bekamen. Eine Sinti- oder Romahochzeit mit großem, lautstarken Umzug und für uns ungewohnter Musik, drei Tage und Nächte, zeigte ganz deutlich die anderen Bräuche.

Mit einem Willkommensbier begrüßten uns die bereits angekommenen Sportsfreunde. Nach dem Auspacken und Erfahrungsaustausch der unterschiedlichen Anreisen wurde der erste Klettertag besprochen. Steffen hatte schon klare Vorstellungen, welches Gebiet als erstes in Betracht kam. Da wir Neulinge noch unwissend und unsicher waren, gab es natürlich auch keine Gegenvorschläge.

Der erste Klettertag brachte schon eine Menge Erfahrungen. Klar war, welcher Gipfel es sein sollte – der Boritsch.

 
 

Eindeutig erkennbar, da er sich auf einer Anhöhe befand. Deutlich erkennbar war auch der Weg dorthin, bis die Frage auftauchte, wo ist denn der Einstieg?
Steffen nahm Witterung auf, und wir alle hinterher. Nach fast einer ganzen Umrundung durchs Unterholz, spürte man bei Steffen die Ungeduld und seine Seilschaft begann den Aufstieg an einer Stelle, die nicht wirklich als Einstieg erkennbar war. Micha lief noch ein Stück weiter um den Felsstock und fand einen wesentlich einfacheren Zustieg. Wir trafen uns alle auf einem Plateau wieder und machten uns dort erneut auf die Suche nach dem „Historischen Aufstieg" (Schwierigkeit III). Letztlich haben wir eine Aufstiegsvariante gefunden. Ich bin mir nicht sicher, ob es die gesuchte Route war, aber wir waren alle oben und konnten uns ins Gipfelbuch eintragen.
Leider fühlten sich dort oben Wespen und Hornissen durch uns in ihrer Ruhe sehr gestört. Sie umkreisten uns in großen Schwärmen. Durch meine Wespenallergie hatte ich ganz schöne Panik. Den Blick in die Landschaft konnte ich nicht genießen und ich sah zu, dass ich schnell wieder runter kam.


Vom erwähnten Plateau aus war es nicht weit zur Jungfrau vom Boritsch. Seit 2009 hatte diesen Gipfel keiner mehr bestiegen und so konnten wir eine 2. Besteigung verbuchen.
Ganz in der Nähe gab es noch einige andere Gipfel, auf denen wir uns verewigten und gleichzeitig das Gefühl für das Gestein trainierten.

Der erste Tag war geschafft und wir um einige Erkenntnisse reicher. Und: Auch in Belogradtschik sind ein (oder auch zwei) Abendbier der krönende Tagesausklang.

Für Tag Zwei hatte Steffen ebenso eine feste Vorstellung. Die ausgesuchten Gipfel waren auf begehbaren Wegen per Fuß erreichbar und schnell gefunden. Wir nahmen dankbar die Empfehlungen an und profitierten von den Erfahrungen der „Braunerbuam".
Mit den Rucksäcken durch die Stadt zu gehen, lenkte doch den einen oder anderen Blick der Einwohner auf uns. Diese schöne Gegend wird nicht so häufig von Kletterern aufgesucht. Eigentlich schade, für uns allerdings sehr angenehm. Kein Anstehen an Gipfeln und Wegen, keine Zuschauer und Wanderer, die gute Ratschläge erteilen oder sich lautstark bemerkbar machen. Hier kann man noch voll genießen und sich auf den Weg konzentrieren.

Unsere Vorsteiger – Pille, Hans und Steini – suchten schöne und lukrative Aufstiege aus.


Belohnt wurden wir wieder mit einigen Begehungen und mit herrlichen Ausblicken auf die umliegenden Gipfel und das Gebiet um Belogradtschik.

Beim Grillen mit Bier, Ouzo und der immer wieder herrlichen Wiedergabe vergangener und aktueller Erlebnisse ließen wir den Tag ausklingen.

Manchmal zeigen sich nach einem gemütlichen Abend durchschlagende Erfolge. Hans machte am dritten Tag diese Erfahrung. Wahrscheinlich war der bulgarische Joghurt schuld. Er ging es deshalb etwas ruhiger an und wir übten uns in Geduld.

Unser Ziel war heute der Turm des XX. Jahrestages, umbenannt in Burg. 2009 hatte Pille dort eine Erstbegehung gemacht ("Kleiner Zauber" V), gemeinsam mit Roman und Steffen. Nachträglich gab es ein paar Unstimmigkeiten mit dem Kletterführerautor. Der Abstand zwischen dem Weg daneben (Rinnenzauber, V) sollte wohl nicht den Regeln entsprechen und war auf dem Foto zu weit rechts eingemalt. Dem Einwand konnten unsere Kletterexperten nach einer Überprüfung nicht zustimmen.

Nach der Burgbesteigung trennten sich die Seilschaften und jede versuchte sich an den umstehenden Gipfeln. Steini, Micha, Martin und ich eroberten über die "Sternchenmuse" (VIIa) den Tempel der Musen. Hans verzichtete und pflegte seinen Körper mit einem Kurzschlaf. Die Auszeit war erfolgreich, denn am Abend trafen wir uns alle wieder in der Gaststätte. Man findet immer Platz, das Essen ist gut und die Preise sehr moderat.


Der Kauf von Postkarten für die Daheimgebliebenen war etwas aufwändig, dafür begegneten wir der sächsischen Kletterlegende Manfred Vogel. Man sieht ihm nicht unbedingt an, dass er ein so guter und aktiver Bergsteiger ist. Sein Name ist im Kletterführer sehr häufig vertreten und er ist an der Erschließung dieses Gebietes maßgeblich beteiligt.


Ein Auto erweist sich in Belogradtschik als sehr nützlich. Öffentliche Verkehrsmittel sind rar und entlegene Klettergebiete, wie z.B. Borowitza, sind damit nicht erreichbar.

Hinter dem Ort Borowitza erheben sich mehrere große Felsstöcke, die förmlich danach schreien, erstiegen zu werden. Steffen hatte jedoch einen anderen Plan. Drei kleine Felsen, sogenannte Quacken, waren anvisiert (Page, Tänzerin und die Schöne Araberin). Den im Kletterführer angegeben Weg verfehlten wir, schritten aber trotzdem voller Optimismus weiter. Irgendwann merkten wir, dass unser Weg nicht wirklich zum Ziel führt. Also einmal quer durchs Gestrüpp und der richtige Weg war erreicht. Nun mussten nur noch die Gipfel gefunden werden. In einem Talkessel entdeckten wir sie. Angesichts der umliegenden herrlichen Felswände war mir nicht ganz klar, warum es genau diese sein sollten, tief unten und kaum zu sehen.


Aber wenn man schon mal hier ist, dann will man (und Frau) auch rauf. Laut Koordinaten sollten die drei Gipfel zusammen stehen. Trotz intensiver Suche war einer nicht auffindbar und der andere von Hornissen in Beschlag genommen. Blieb also nur noch der Page.
Nach mehreren Versuchen über den Drei-Sterne-Aufstieg (VIIa) gab Pille auf und Steini versuchte sich. Es war schon etwas knifflig und bis zum ersten Haken ungesichert. Steini kletterte aber souverän und mit den üblichen, beruhigenden Selbstgesprächen bis zum Gipfel. Außer Roman und Steffen haben wir uns alle ins Gipfelbuch eintragen können. Ein schöner und technisch anspruchsvoller Weg.

Nun begann die Suche nach dem dritten Gipfel. Wenn Steffen Witterung aufnimmt, ist er nicht zu bremsen. Wie ein Trüffelschwein nach Pilzen sucht Steffen nach Gipfeln. Man sieht ihn nicht, man hört ihn nur durch das Knacken im Unterholz. Uns blieb keine Wahl, wir mussten hinterher und tatsächlich war die Suche erfolgreich. Er stand an einer ganz anderen Stelle als die Koordinaten angaben. Allerdings waren Standort und Besteigungsmöglichkeiten völlig unattraktiv. Vielleicht war es auch die nicht mehr vorhandene Lust, nach den ständigen Unterholzdurchquerungen und der langen Wanderung, die uns auf eine Gipfelbesteigung verzichten ließ. Etwas fußlahm erreichten wir unsere Autos und freuten uns auf eine entspannende Dusche.

Auch in Belogradtschik gibt es Gipfel, die unbedingt bestiegen werden sollten. Der Große Klaus ist so ein Felsen, eine schöne Felsnadel und weithin sichtbar.

 
 

Der "Alte Weg" (VIIa) ist ein lohnender Aufstieg, ungewöhnlich gut abgesichert und fast ohne lockeres Gestein. Mit der 62. Besteigung und einem grandiosen Blick in alle Richtungen genossen wir unsere Entscheidung. Von hier oben visierten wir auch unseren nächsten Gipfelwunsch an. Nicht weit entfernt steht der Schwalbenschwanz. In der Scharte zum Schwalbenturm beginnt der "Alte Weg" (VIIa). Mit drei Sternen versehen, verlangte die Wegführung und Sicherung trotzdem volle Konzentration. Steini erreichte sicher den Gipfel und holte uns nach. Auf einem gegenüberliegenden Gipfel erblickten wir zur großen Überraschung zwei Bergsteiger, denen wir freudig zuwinkten. Also doch nicht ganz allein.

Unser „Braunertrio" eroberte heute ein anderes Klettergebiet: Vratza.


Ziemlich weit entfernt und vorwiegend Kalkstein. Um den Klettertag voll auszunutzen, mussten sie zeitig aufstehen - 5.00 Uhr. Völlig abartig, wir anderen drehten uns im Bett noch einmal um. Die drei kletterten dort auf den Zabat-Zahn die Route "Kucheshki zab" (V+). Sie führt durch ein Risssystem, mit alten Haken abgesichert. Ein 120 Meter hoher Turm und eine äußerst lohnende Tour. Mit einem gelungenen Tag im Rucksack konnten sie uns am Abend darüber berichten.

Am nächsten Tag kam das mitgebrachte Material - Bohrmaschine, Gipfelbücher etc. - zum Einsatz. Im Gebiet der Kranzberge hatten Pille, Roman und Steffen 2009 drei Erstbesteigungen gemacht: Doppeltes Lottchen "Aufstieg" (IV), Champignon "Aufstieg" (III) und Bovist "Wettlauf" (V).
Die Wege wurden neu gesichert und mit Gipfelbüchern versehen.

 
 

Hans schloss sich dem Trio an und konnte sich ebenfalls mit einer Erstbesteigung am Champignon im Kletterführer unsterblich machen. Er gab dem Weg den Namen "We are the Champignon" und bewertete ihn mit VI (ohne Unterstützung VIIc). Unser Verein ist durch die Vier nun im Kletterführer fest verankert. Vielleicht kommen ja noch mehr Namen hinzu.

Steini, Micha und ich hatten ein anderes Ziel im Auge. Oberhalb eines verfallenen, jedoch sehr schön gelegenen Freilichtkinos steht der Kinowächter.

Der "Talweg" (VIIa) ist zwar mit drei Sternen versehen, aber nicht immer sollte man den Bemerkungen im Kletterführer Glauben schenken. Die Bewertung bei einer Erstbesteigung ist wohl auch sehr von der Tagesform abhängig. Der Gipfel selbst ist sehr attraktiv und der Wegverlauf zeigt Linie, dafür sind die drei vergebenen Sterne gerechtfertigt. Die Sicherungsmöglichkeiten allerdings sind etwas rar.

Steini und Hans hatten sich zu Beginn unserer Kletterwoche Drahtbürsten gekauft. Anfangs wurden sie dafür belacht, aber hier waren sie eine große Hilfe. Ab und an hörte man Steini am Fels über das lockere Gestein und die Flechten fluchen, aber er kam sicher oben an und wir auch.

Bisher ist es noch der einzige Weg auf den Gipfel und wir waren seit 2005 die 8. Seilschaft. Auch hier ist ein herrlicher Rundumblick die Belohnung für die Anstrengung. Nach diesem Nervenkitzel war Kletterende angesagt.

Am Donnerstag stimmte alles: das Wetter, der Gipfel, der Weg und das festes Gestein. Zwischen Riesenbaby und Riesenweib steht der Riese, von der Straße aus schnell erreichbar. Mit vier Sternen ist der "Riesenpfad" (VIIa) bewertet und er verdient sie auch. Ein lohnender Aufstieg und ein lohnender Gipfel.
Immer wieder schön ist die Aussicht von oben. Sie verleitet zum Verweilen und Träumen. Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum man diese ganzen Anstrengungen immer wieder auf sich nimmt.



Die anderen hatten sich diesmal den Onkel mit seiner "Märchenwand" (VIIa)  als Ziel ausgesucht. Der Name hält was er verspricht, es ist eine Märchenwand.

Ganz anders ihr zweiter Tagesweg am Zuckerhut. Eine Empfehlung vom Erstbegeher, den wir ein paar Tage zuvor getroffen hatten. Nun ja, der Gipfel hat vielleicht noch einen Stern verdient, aber die "Variante zum Alten Weg" auf keinen Fall. Ungesichert und brüchig wäre die richtige Beschreibung.

Der letzte Klettertag fing mit Morgenregen an. Das erleichterte Micha und Martin die Entscheidung, den Aufenthalt zu verkürzen. Martin fühlte sich die letzten Tage nicht so gut und so beschlossen die Beiden, nach Hause zu fahren.

Der Parkplatz an der Burg ist ein guter Ausgangspunkt, um in das Tschifliker Gebiet zu gelangen. Sehr entspannt erreicht man auf „richtigen" Wegen und ohne Unterholz die Gipfel. Wir hatten uns als letzten Kletterfels den Hirtenstein (auch Falkenstein) ausgesucht. Von weitem schon erkennbar, kann man ihn nicht verfehlen.

 
 

Nachdem Hans schon den zweiten Haken erreicht hatte, mussten wir leider am "Weidegold" (V) abbrechen. Wie kleine Beobachtungsflugzeuge umkreisten ein paar Hornissen erst Hans oben und dann auch uns unten. Das mussten wir nicht herausfordern und Hans seilte ab. Auf der Rückseite gab es eine "Schönwetterkante" (V), die genauso lohnend war und ohne Hornissen. Ein kleiner Gipfel nebenan, der Hirtenhund, war unser letzter Gipfel in Belogradtschik. Ein kleinwenig Wehmut schlich sich in unsere Köpfe.

 
 

Steffen, Pille und Roman gingen noch einmal zur Jungfrau am Boritsch und richteten einen neuen Weg ein. Er bekam den Namen "Alte Jungfer"  (wer hatte denn diese Idee?), Bewertung V.

Ein letztes gemeinsames Essen beendete acht wunderschöne Klettertage.

Während wir, Steini, Hans und ich, uns noch ein wenig „Kultur" gönnten, waren die anderen schon auf der Heimreise. Unser Flug ging erst am Sonntag und so nahmen wir uns die Zeit, zum Fernsehturm, dem höchsten Punkt, zu fahren. Von da aus hat man einen super Blick ins gesamte Belogradtschiker Umfeld und bis in weit entfernte Berge. Gegenüber, auch auf einer Anhöhe, befindet sich eine Burganlage. Es lohnt sich wirklich, hier einen Rundgang zu unternehmen.

 
 

Auf der Suche nach ein paar Andenken, durchstöberten wir ein letztes Mal den Ort. Hans fand ein Buch mit alten Aufnahmen. Sie zeigten, dass der Ort auch einmal „schönere" Zeiten erlebt hat.
Am Abend bot sich uns ein wunderschönes Naturereignis. Die Felsen erglühten für einen kurzen Moment in der Abendsonne. Ein Abschied auf besondere Art.

Wir sind alle ohne Probleme auf den unterschiedlichen Wegen wieder zu Hause angekommen. Jeder hat auf seine Weise Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse mitgebracht. Meine anfänglichen Bedenken, als einzige Frau mit sieben Männern klettern zu fahren, lösten sich in Null-Komma-Nichts auf. Außerdem musste ich ja die weiblichen Mitglieder im Verein als „Quoten-Uschi" vertreten. Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen. Ein bisschen hat mich die Woche in die Anfangsjahre meiner Kletterzeit zurück versetzt. Ich bin immer lieber mit den Jungs klettern gefahren, von den Ehefrauen und Freundinnen strengstens beobachtet (das ist jetzt nicht mehr nötig). Deren Diskussionen um die neusten Kochrezepte und Strickmuster haben mich damals nicht wirklich interessiert. Die Zeiten ändern sich, heute finde ich auch am Kochen und Stricken Freude.

Ein paar zusammenfassende Erfahrungen möchte ich noch anschließen.
Festes Schuhwerk rentiert sich auf jeden Fall, schon wegen der unzähligen Brombeerranken, die sich wie Fußangeln ständig um die Beine wickeln.
Mir sind zwar keine Schlangen begegnet, aber die anderen haben welche gesichtet. Roman hat sogar einen Skorpion entdeckt. Holzböcke haben mich in der ganzen Zeit nicht belästigt. Wir haben so viel Unterholz durchquert, da war das schon verwunderlich. Vielleicht gibt es in dieser Gegend auch keine.
Auf Wespen und Hornissen muss man sehr achten, die überraschen einen überall.

Die geschriebenen Postkarten erreichten ihre Ziele „schon" nach fünf Wochen. Die Briefmarken waren zum Teil abgefallen und es hatte den Anschein, die Karten sind durch die Donau geschwommen und mussten erst wieder getrocknet werden. Vielleicht sollte man sie beim nächsten Mal einfach bei der Ankunft hier in den Briefkasten werfen.

Angelika Gronmeyer

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